Auf überragendes Interesse stieß der Landtagsstammtisch zum Thema Wolf des Landtagsabgeordneten Uwe Schünemann. Nachdem nun auch im Landkreis Holzminden sesshafte Wölfe nachgewiesen werden konnten, sind insbesondere Weidetierhalter alarmiert. Die eingeladenen Experten mit dem Präsidenten des Deutschen Jagdverbandes Helmut Dammann-Tamke an der Spitze sorgten für Aufklärung. Die Forderung an die Politik war einmütig und klar: „Wolfsrudel im Landkreis Holzminden müssen frühzeitig verhindert werden!“
Der Obmann für Naturschutz der örtlichen Jägerschaft, Rembert Ostermann, wies auf die besondere topographische Situation in unserer Region hin. Schutzzäune seien in den Hanglagen kaum zu errichten und würden zudem eine große Gefahr für andere Wildtiere darstellen. Für Kreislandwirt Frank Kohlenberg liegt die Weidetierhaltung im Interesse von Umwelt und Gesellschaft: „Dieser wichtige Teil der Landwirtschaft sorgt für artenreiche Lebensräume, pflegt unsere Landschaft und stärkt die regionale Wertschöpfung.“ Sollte sich ein Wolfsrudel im Landkreis Holzminden ansiedeln, würden die Tiere aufgestallt und der Beitrag der Landwirte zum Erhalt der Kulturlandschaft und der von der Beweidung abhängigen Biotope würde zwangsläufig wegfallen.
Laut Kreisjägermeister Harald Meyer kann die Ansiedlung eines Wolfsrudels auch bei uns nicht ausgeschlossen werden. Deshalb müsse die Entwicklung kontinuierlich beobachtet werden. Innerhalb eines Jahres sei die Zahl der Wolfsrudel in Niedersachsen von 43 auf 56 gestiegen.
„Ohne Zweifel hat der Wolf in Niedersachsen ein Existenzrecht“, so DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke. Ein uneingeschränktes Willkommen sei nach den Erfahrungen der letzten zwei Jahrzehnte aber nicht akzeptabel. Die richtige Antwort auf die unterschiedlichen Interessen und Herausforderungen sei ein regional differenziertes Wolfsmanagement. In großen Waldgebieten oder auf Truppenübungsplätzen könne sich der Wolf unbeeinflusst entwickeln. In Wolfsmanagementarrealen müsse dagegen eine situationsabhängige Regulierung möglich sein. Es gebe aber auch Gebiete, in denen Wolfsrudel auf keinen Fall toleriert werden könnten. Dazu gehöre der Landkreis Holzminden mit seiner Weidetierhaltung und seinem hohen und wertvollen Anteil an artenreichem Grünland. In diesen Gebieten müsse die Ansiedlung von Wolfsrudeln durch frühzeitige Regulierung verhindert werden.
Unterstützung für diese dreistufige Regelung erhielt Dammann-Tamke von der ehemaligen Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast. Für den Einstieg in ein aktives Wolfsmanagement sei die Herabstufung des Schutzstatus von streng geschützt” auf geschützt” notwendig. Der Europarat habe dem bereits zugestimmt. Nun müsse die EU-Kommission die FFH-Richtlinie ändern und das EU-Parlament unverzüglich ein entsprechendes Gesetz verabschieden. „Noch in meiner Amtszeit wurde der Wolf in das niedersächsische Jagdrecht aufgenommen“, erinnerte die heutige Landtagsvizepräsidentin. Die neuen europäischen Vorgaben müssten schnellstmöglich in das Bundesnaturschutzgesetz umgesetzt werden. Denn nur so könne der Schutz unserer Weidetiere wirksam gewährleistet werden.
Für die Novellierung des Jagdgesetzes 2022 erhielt die damals zuständige Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast breite Zustimmung im Parlament und in der Gesellschaft. Ihre Nachfolgerin Miriam Staudte brachte allein mit der Ankündigung der Novelle 20.000 Demonstranten gegen sich auf. „Einen so eindrucksvollen Protest direkt vor dem Landtag habe ich in meiner fast 30-jährigen Landtagszugehörigkeit noch nicht erlebt“, erinnert sich Uwe Schünemann. Das deutliche Zeichen des Widerstands verfehlte seine Wirkung nicht. „Die Ministerin musste zurückrudern“, so Helmut Dammann-Tamke. Es bleibt bei den bestehenden und bewährten Regelungen zur Ausbildung unserer Hunde. Weitere grüne Vorstellungen seien aus dem Eckpunktepapier zur Novellierung gestrichen worden.
Die noch offenen Punkte, wie das geplante Verbot des Einsatzes von Hunden im Naturerdbau wurden fachlich fundiert diskutiert. Das Verbot des Abschusses wildernder Hunde wurde differenziert gesehen. Dabei dürfen die Hundehalter nicht aus ihrer Aufsichtspflicht entlassen werden.
Nach zwei spannenden Stunden im create:hub wurde der Dank von Uwe Schünemann an die Experten vom Publikum mit großem Applaus begleitet. Sein Fazit des Abends war kurz und eindeutig: 1. Der Landkreis Holzminden muss wolfsfreie Zone bleiben und 2. Hände weg vom bewährten Jagdgesetz in Niedersachsen.